Gottfried Zimmermann ist Professor im Studiengang mobile Medien und wird ab März erstmalig als Dozent im Weiterbildungszentrum tätig sein, denn dann beginnt das neue Modul „Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit“.

Herr Zimmermann, warum haben Sie sich dafür entschieden, auch im Weiterbildungsbereich tätig zu werden?

Ich bin schon seit drei Jahrzehnten im Bereich der digitalen Barrierefreiheit tätig, zumeist als Forscher. Mir ist es aber wichtig, dass wir digitale Barrierefreiheit nicht nur erforschen, sondern auch in die Praxis umsetzen. Mit meinen Studenten mache ich das seit Jahren, aber es gibt viele Berufstätige, die dieses Wissen in ihrer Ausbildung nicht vermittelt bekamen.  Deshalb biete ich jetzt diesen Weiterbildungskurs an. Das ist aber nur der Anfang – weitere Module in Spezialbereichen der digitalen Barrierefreiheit sollen folgen.

Warum ist dieses Modul besonders für Berufstätige und im Hinblick auf die Digitalisierung nützlich?

Zurzeit werden im Zuge der Digitalisierung neue Prozesse und Technologien in Firmen, Behörden, Hochschulen und anderen Organisationen entwickelt und eingeführt. Das ist der richtige Zeitpunkt, um sich auch über die Barrierefreiheit Gedanken zu machen.  Denn über kurz oder lang werden wir uns alle damit beschäftigen müssen.

Wer ist, laut Ihnen, die Zielgruppe für diese Weiterbildung?

Die Zielgruppe sind alle, die sich in irgendeiner Weise mit der Entwicklung digitaler Medien beschäftigen. Zunächst sind das Designer und Entwickler für digitale Systeme und Medien (Software, Apps, Web, Dokumente, Selbstbedienungsterminals, Kommunikationssysteme), aber auch Projektmanager, und Experten für Usability und Barrierefreiheit, und Behindertenbeauftragte. Und alle, die sich mit Qualitätssicherung und Compliance beschäftigen.

Noch ein Wort zu den Voraussetzungen: Dieses Modul vermittelt die Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit, sozusagen als Einstieg in dieses Gebiet. Viele Inhalte des Moduls sind nicht direkt technischer Natur und sollen z.B. Verständnis für die Barrieren fördern, mit denen Benutzer mit Behinderungen konfrontiert sind.  Es ist natürlich von Vorteil, wenn man als Teilnehmer ein grundlegendes technisches Verständnis vom Web und Software im Allgemeinen hat, aber Programmierkenntnisse sind nicht Voraussetzung. Bei den technischen Inhalten werden wir darauf achten, dass auch Nicht-Programmierer etwas davon haben, z.B. indem sie automatische Prüfwerkzeuge verwenden.

Und zum Schluss, was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Gründe, warum Interessenten das Modul belegen sollten?

1. Unsere Gesellschaft ist durchdrungen von digitalen Medien, und es ist unsere Pflicht, diese für alle nutzbar zu machen, damit alle an unserer Gesellschaft teilhaben können.

2. Weil es zunehmend vom Gesetz gefordert wird, digitale Medien barrierefrei zu gestalten.

3. Weil wir aus der digitalen Barrierefreiheit viel lernen können, auch wenn wir die Hilfstechnologien im Moment vielleicht noch nicht persönlich brauchen. Früher oder später können wir alle in die Situation kommen, wo wir das brauchen werden.